Dieser Blogbeitrag wurde im Rahmen des Kurses „Advancing Health Equity in Learning Health Systems“ erstellt, der im Herbst 2024 an der Universität Luzern angeboten wurde. Der Kurs, der von Studierenden, Partnern aus der Gemeinschaft und Fachleuten aus Wissenschaft, Politik und Praxis mitgestaltet wurde, lud die Studierenden dazu ein, gesundheitliche Chancengleichheit aus historischer, sozialer und wirtschaftlicher Sicht kritisch zu betrachten. Prinzipien aus dem Rahmenwerk des Lernenden Gesundheitssystems, der partizipativen Forschung und der Umsetzungswissenschaft, wie zum Beispiel mensch- und gleichheitszentriertes Design, wurden auf reale Herausforderungen angewandt. Der Inhalt spiegelt die Perspektiven und den Lernweg der Autoren im Rahmen der kritischen Design-Herausforderung des Kurses wider, bei der die Studierenden in Teams arbeiteten, um ihr neu erworbenes Wissen auf ein Thema ihrer Wahl anzuwenden. Dieses Jahr findet der Kurs zum zweiten Mal vom 15. bis 19. September 2025 an der Universität Luzern statt.
Stimmen stärken: Die Lücke in der zahnärztlichen Versorgung alleinerziehender Mütter schliessen angesichts finanzieller Unsicherheit
Verfasst von: Staria Joseph, Céline Lenherr and Nazihah Noor
Bearbeitet von: Ella Kuffour, Emily Lynott, and Natalie Harrison Messerli
Alleinerziehende Mütter sind oft stark beansprucht – sie müssen Arbeit, Kindererziehung und Finanzen unter einen Hut bringen und gleichzeitig versuchen, ihrer Gesundheit Priorität einzuräumen. Dennoch wird die Zahnpflege oft vernachlässigt. In der Schweiz sind zahnärztliche Leistungen nicht in den Grundversicherungen enthalten, sodass sie für viele Familien in finanzieller Notlage unerschwinglich sind.
Während einkommensschwache Familien durch das bestehende Sozialversicherungssystem abgesichert sind, sind diejenigen, die knapp über der Schwelle für Sozialhilfe leben, oft schutzlos. Sie verdienen „zu viel“, um Anspruch auf Unterstützung zu haben, aber nicht genug, um die Zahnarztkosten aus eigener Tasche zu bezahlen.
Stellen Sie sich eine alleinerziehende Mutter vor, die vor dieser Wahl steht: entweder die Kleidung oder die Schulmaterialien ihrer Kinder zu kaufen oder ihre eigene Zahnpflege. Regelmässige Zahnarztbesuche werden zu einem Luxus, den sie sich nicht leisten kann. Mit der Zeit verschlimmern sich kleinere Zahnprobleme, und wenn eine Notfallbehandlung schließlich unvermeidbar wird, drohen die hohen Kosten ihre Familie in die Verschuldung zu treiben.
Dieses Szenario, das vielen alleinerziehenden Müttern in der Schweiz bekannt ist, offenbart eine kritische Lücke in unserem Gesundheitssystem, die wir mit einem Learning-Health-Systems-Ansatz schliessen wollen.
Partnerschaft für Veränderung: Von den Stimmen der Gemeinschaft zum Handeln
Im Kurs „Advancing Health Equity in Learning Health Systems” haben wir gelernt, dass die Schaffung gerechter Systeme ein kontinuierliches Lernen von den Gemeinschaften erfordert, nicht nur über sie.
Aufbauend auf diesem Prinzip zielt unser Design-Challenge-Projekt darauf ab, die Stimmen alleinerziehender Mütter zu verstärken und ihre Lebenserfahrungen in umsetzbare, gemeinschaftsorientierte Massnahmen umzusetzen. Durch die Zusammenarbeit mit Hilfsorganisationen, die bereits vertrauensvolle Beziehungen zu alleinerziehenden Müttern aufgebaut haben, könnten wir authentische Kanäle für den Dialog eröffnen. Durch Umfragen und Fokusgruppen konnten wir mehr über die Hindernisse erfahren, mit denen diese Frauen konfrontiert sind, nicht nur finanzielle Hürden, sondern auch logistische Herausforderungen wie Terminplanung, Transport und kulturell relevante Versorgung.
Dieses Feedback wird nicht einfach nur gesammelt, sondern fliesst aktiv in die Gestaltung eines Pilotprogramms ein, das darauf abzielt, den Zugang zu zahnärztlicher Versorgung für Menschen zu verbessern, die am Rande der finanziellen Unsicherheit leben. Lösungen, die sich aus dieser Art von Engagement ergeben, könnten möglicherweise Überweisungssysteme, Zahnpflegegutscheine und gemeinschaftsorientierte Outreach-Strategien umfassen, die gemeinsam mit den Frauen, die sie nutzen werden, entwickelt werden.
Unsere vorgeschlagene Arbeit würde den Kernzyklus des Learning Health Systems umfassen: Daten von Partnern in der Gemeinschaft sammeln, diese Erkenntnisse auf Massnahmen anwenden und auf der Grundlage von Feedback kontinuierlich weiterentwickeln, wobei der Schwerpunkt auf gesundheitlicher Chancengleichheit liegt.
Stimmen über ein einzelnes Projekt hinaus erhalten
Da wir erkannt haben, dass das Engagement der Gemeinschaft keine einmalige Angelegenheit sein sollte, haben wir einen Newsletter für die Gemeinschaft konzipiert, in dem alleinerziehende Mütter über ihre Erfahrungen mit dem Zugang zu Zahnpflege berichten. Diese Strategie spiegelt eine wichtige Erkenntnis aus dem Kurs wider: Die Verbreitung von Geschichten aus der Gemeinschaft fördert den Dialog, schafft tieferes Vertrauen und begünstigt gemeinsames Handeln für einen systemischen Wandel.
Durch die Einbindung von Storytelling in die laufende Öffentlichkeitsarbeit wollen wir die öffentliche Wahrnehmung verändern, politische Diskussionen beeinflussen und vor allem sicherstellen, dass die Bedürfnisse alleinerziehender Mütter im Rahmen der Bemühungen zur Transformation des Gesundheitssystems sichtbar bleiben und Priorität haben.
Sind Sie daran interessiert, mehr über die Einbeziehung von Grundsätzen der gesundheitlichen Chancengleichheit in Ihre Arbeit im Rahmen des Lernenden Gesundheitssystems zu erfahren? Möchten Sie Ihre quantitative Ausbildung mit partizipativen Methoden und Implementierungswissenschaft ergänzen? Nehmen Sie an der Veranstaltung Advancing Health Equity in Learning Health Systems teil, die vom 15. bis 19. September 2025 wieder an der Universität Luzern stattfindet. Erfahren Sie hier mehr und melden Sie sich bis zum 18. August per E-Mail an: slhs@unilu.ch.
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